Schlaf: Störfaktor Late Dinner
Ernährungsgewohnheiten am Abend
»Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein Edelmann, Abendessen wie ein Bettelmann!« Durchschlafprobleme können ihre Ursache auch in suboptimalen Essgewohnheiten haben. Jedes menschliche Organ besitzt eine innere Uhr. Den Takt dieses Bio-Uhrwerks geben bestimmte Gene vor. »Heute kennen die Forscher allein beim Menschen zwölf verschiedene Uhren-Gene« (Peter Spork, 2014, S. 211). Dieses Bio-Uhrwerk ermöglicht ein zeitlich korrektes Ineinandergreifen der physiologischen Vorgänge im menschlichen Körper und garantiert einen sinnvollen Ablauf, der den Körper für jede Tageszeit entsprechend funktionieren lässt. Dem vorgegebenen Rhythmus zufolge gibt es für den Menschen also optimale Zeiten, in denen nicht nur geschlafen, sondern auch gegessen wird. Natürlich kann der Mensch zu jeder Tageszeit essen und die aufgenommene Nahrung wird verdaut. Es gibt aber eindeutige Hinweise, dass Essen zur falschen Tageszeit zum Dickwerden anregt und auch einem erholsamen Schlaf im Wege steht. »Kaum ein Wissenschaftler bestreitet noch, dass ein falsches Timing von Mahlzeiten und körperlicher wie geistiger Aktivität das seelische und körperliche Gleichgewicht von Menschen gefährdet. Längst wisse man, dass Störungen der inneren Uhr Diabetes und viele andere Stoffwechselkrankheiten begünstigen, ...« (Peter Spork, 2014, S. 216).
Dieses Bio-Uhrwerk lässt sich auch anhand der 5000 Jahre alten Organuhr nach traditioneller chinesischer Medizin beschreiben. Danach funktionieren alle Organe und Meridiane des menschlichen Körpers nach geregelten Arbeits- und Ruhezeiten, in denen jeweils zwei Stunden für die Hochphase ein Maximum oder für die Tiefphase ein Minimum an Qi Organ und Meridian durchströmt. Der Magen hat seine Arbeitszeit von 7 bis 9 Uhr in der Früh. Hier wird er mit der geballten Kraft an Qi durchströmt, um das Frühstück eines Kaisers optimal für die Verdauung und Verwertung im Dünndarm vorzubereiten. Die daraus gebildete Energie steht dann bereit, um den Körper für alle Aktivitäten des Tages mit Leistungskraft zu versorgen. Am Ende des Tages ist die Energie aufgebraucht und der Mensch fällt müde ins Bett. So der Idealfall. Die Ruhezeit des Magens, in der er von einem Minimum an Qi durchströmt wird, ist zwischen 19 und 21 Uhr. Wer möchte, nimmt hier noch das Abendessen eines Bettelmanns zu sich. Das kann dem Sinnbild zufolge eine Suppe, eine kleine Schale Reis oder vielleicht auch mal gar nichts sein. Den Magen freut es, denn er hat hier nach der Organuhr schon längst Feierabend und ist nicht auf das Verdauen üppiger Mahlzeit eingestellt. In unserer modernen Gesellschaft nehmen viele Menschen um diese Uhrzeit allerdings ihre Hauptmahlzeit zu sich. Natürlich ist es gemütlich mit der Familie oder Freuden in geselliger Runde zu Abend zu essen. Wenn man es nicht ständig macht ist es auch gar nicht schlimm, dem Bio-Rhythmus jedoch steht es konträr gegenüber und tut es im Regelfall gar nicht gut. An dieser Stelle geht man nämlich mit einem vollen Bauch ins Bett, obwohl die Verdauung in dieser Zeit dem normalen Bio-Rhythmus folgend eigentlich auf Sparflamme läuft. Das Ergebnis ist ein rumorender Magen, ein gluckender Bauch, ein unruhiger, oberflächlicher Schlaf mit häufigem Aufwachen, Schwitzen und wilden Träumen.
Hier kann auf das chinesische Pathologiemuster »Nahrungsstagnation im Magen« hingedeutet werden. Wer es sich zur Gewohnheit macht, spät am Abend seine warme Hauptmahlzeit einzunehmen, der kann sich eventuell über lang oder kurz ein inneres Fülle-Muster herbeiführen mit Symptomen wie Völlegefühl, Schmerzen und Spannungsgefühl im Epigastrium, saurem Aufstoßen, Übelkeit, vielleicht sogar Erbrechen in der Nacht, Appetitmangel am Morgen und natürlich Schlaflosigkeit in der Nacht.
Wer seinen Organen und seiner Schlafqualität etwas Gutes tun möchte, der stellt das Timing seiner Mahlzeiten auf den Rhythmus seiner inneren Organe ein und versucht morgens und mittags energiereich zu essen, abends kohlenhydratarm, vielleicht in Form und Geschmack einer einfachen Gemüsesuppe und nachts am besten gar nichts mehr. Auch der Verzicht auf Süßigkeiten im Übermaß oder zuckerhaltige Getränke, vor allem am Abend vor dem Fernseher oder tagsüber als hektischer Snack für zwischendurch, wird sehr schnell zu mehr Wohlbefinden führen und gleichermaßen Heißhungerattacken auf eben solche Sachen reduzieren. Auch wenn es am Anfang schwerfällt von der Zucker-Droge Abschied zu nehmen, schon nach einer Woche fällt das Neinsagen ganz bestimmt gar nicht mehr schwer.
Während wir schlafen werden Wachstumshormone aktiv und regenerieren die Zellen, bauen Muskeln und Knochen auf. Von diesen Hormonen werden interessanterweise um so mehr gebildet, je weniger am Abend gegessen wurde. Sprich, wer es schafft, mit einem leeren Magen ins Bett zu gehen, der kann sich in der Nacht auf einen erfrischenden Regen erneuernder Wachstumshormone freuen, der alle Zellen, natürlich auch die der Haut regeneriert. Ein Grund vielleicht, warum das Spiegelbild am Morgen gleich viel frischer wirkt und im Volksmund eine erholsame Nachtruhe auch gern als Schönheitsschlaf bezeichnet wird. Also los, schlafen wir uns gesund und schön!