Schlaf: Störfaktor Stress

Überarbeitung, Stress, Leistungsdruck

Schlafstörungen durch Stress! Viele Menschen sind in ihrem Berufsalltag einem hohen Stress-Level ausgesetzt. Termine, Deadlines, Leistungsdruck, ein erhöhtes Arbeitspensum, Überstunden, Mobbing, zu wenig bis gar keine Pausen – all das führt dazu, dass sich der Körper den ganzen Tag über in Alarmbereitschaft befindet und eine Reihe sogenannter Stresshormone freisetzt. Der Herzschlag beschleunigt sich, Blutdruck und Blutzucker steigen an, Gehirn und Muskeln werden mit jeder Menge Sauerstoff versorgt, der Körper ist energiegeladen. Wer dieses Level bis in die späten Abendstunden aufgrund von zu viel Arbeit, sei es im Büro oder anschließend zu Hause, am Laufen hält, versucht später im Bett vergeblich zur Ruhe zu kommen. Denn Dauerstress, selbst der eigens kreierte Freizeitstress, der wahrscheinlich gar nicht als negative Belastung wahrgenommen wird, führt zu einem dauerhaft erhöhten Cortisolspiegel und dieses Stresshormon ist einer der Gegenspieler des Schlafhormons Melatonin. Betroffene liegen hell wach, angespannt und innerlich unruhig im Bett. Das Gedankenkarusell beginnt sich zu drehen und die Grübeleien über Probleme auf der Arbeit oder im privaten Bereich hindern ihrerseits am Einschlafen. Wenn dann noch Ärger über die Schlaflosigkeit und Angst vor den Konsequenzen des Schlafmangels am nächsten Tag hinzu kommen, gerät der Körper erneut in Stress und schüttet weitere Stresshormone anstatt Melatonin aus. Schlafbehindernde Verhaltensweisen am Tag wie zu viel koffeinhaltige Getränke oder Alkohol am Abend machen den Teufelskreis von Schlafstörungen schlussendlich rund. An dieser Stelle ist es besonders wichtig, frühzeitig aktiv zu werden und dem Dauerstress Einhalt zu gebieten. Die Folgen reichen vom Burn-out-Syndrom bis hin zu Depressionen und legen den Betroffenen im schlimmsten Fall über Monate lahm.

Das vegetative Nervensystem eines Menschen wird unterteilt in Sympathikus und Parasympathikus. Am Tag, wenn wir in Aktion sind oder wie eben besprochen unter Stress stehen, dominiert der Sympathikus den Körper, indem er den Organismus durch das Hormon Adrenalin aktiviert, für ein Freisetzen von Energie sorgt, den Herzschlag steigen lässt und eine erhöhte Durchblutung anregt. Wir sind bereit vor dem Tiger wegzurennen. Wenn wir zur Ruhe kommen, übernimmt der Parasympathikus das System. Er fördert die Verdauung, senkt den Herzschlag und lässt uns gefühlsmäßig entspannt runterfahren.

Überträgt man dieses System auf die traditionelle chinesische Medizin, lässt sich der Parasympathikus dem Yin und der Sympathikus dem Yang zu ordnen. Wenn wir nun den ganzen Tag über im Sympathikus-Modus gefühlt auf der Flucht vor dem Tiger sind, ohne uns auch nur eine kleine Pause für Mittagessen oder zum Abschalten zu gönnen, dann verbraucht das eine Menge an Energie, sprich Qi, sprich Yang-Qi. Normalerweise würde im Parasympathikus-Modus das verbrauchte Qi durch Nahrung und Ruhe schnell wieder aufgefüllt. Wenn sich der Körper aber nicht in einem harmonischen Wechsel zwischen Sympathikus und Parasympathikus, sprich zwischen Yin und Yang bewegt, und in Aktion mehr Qi verbraucht wird, als in Ruhe wieder aufgefüllt werden kann, dann ist der Organismus gezwungen durch das Übermaß an Yang an die Yin-Reserven des Köpers zu gehen, um dem Körper weiterhin Qi zur Verfügung stellen zu können. Das zu viel an Yang, durch extrem harte Arbeit mit zahlreichen Überstunden über viele Jahre hinweg, verbraucht das Yin und es können Symptome eines Yin-Mangels, vor allem eines Nieren-Yin-Mangels mit zum Beispiel Rückenschmerzen, Nachtschweiß, Angstzuständen, Depressionen, Müdigkeit und Mattigkeit auftreten. Hat ein Mensch diesen Punkt erreicht, kann selbst eine kurze Auszeit vom gewohnten Stress diese Situation nicht mehr rückgängig machen. Das erklärt auch, warum Menschen mit Burn-out-Syndrom über Monate an Erschöpfung leiden und gefühlt trotz extremer Ruheeinforderung des Körpers so schnell nicht wieder auf die Beine kommen. Das erschöpfte Yin kann sich nur ganz langsam regenerieren und es braucht einen echten Lebenswandel mit weniger Arbeit und mehr Ruhepausen, um wieder voll und ganz in seine Kraft zu kommen.

Ein Plädoyer für mehr Pausen am Tag! Die Beobachtung der Schlafzyklen, die sich zwischen ruhigen Tiefschlaf- und aktiven REM-Phasen abwechseln, brachte einen Wissenschaftler auf eine Idee. Er übertrug dieses vom Körper vorgegebene Ruhe-Aktivitäts-Modell auf den Tag und erklärte damit, warum es ganz natürlich ist, dass Menschen tagsüber mal mehr und mal weniger leistungsfähig sind. Stundenlang oder besser gesagt acht Arbeitsstunden am Tag auf einem konstant hohen Niveau durchzuhalten, ist unter starkem Druck vielleicht realisierbar, aber auch hier arbeitet der Mensch gegen seine innere, natürliche Rhythmik. Wenn das Energielevel hoch ist, wird angepackt, wenn das Energielevel sinkt, wird eine Pause gemacht. Dieser Leistungshoch-Leistungstief-Wechsel geschieht ungefähr biorhythmisch vorgegeben alle neunzig Minuten und kann sinnvoll für sich genutzt, das Stress-Level deutlich minimieren.

Nach chinesischer Medizin braucht es für ein ausgeglichenes System die richtige Balance zwischen Yin und Yang. Sprich, wer viel arbeitet, braucht viele Pausen. Nur so kann der Körper das verbrauchte Qi auch wieder auffüllen. Und! Wer für ausreichend Pausen am Tag sorgt, kann am Abend auch besser in den wohlverdienten Yin-Modus wechseln. Für eine gute Nacht und einen erholsamen Schlaf.

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Schlaf: Störfaktor Late Dinner